Herbst der Werte - 1. FREIHEIT

Der BSA Gänserndorf absolvierte am 7.9.2017 eine spannende Gedankenreise in eine Freie und eine unfreie Welt. Auf Basis des Buches „Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität“ von Elisabeth Wehling erfand Vorsitzender Dr. Clemens Nagel zwei Gedankenwelten, die verschiedener nicht sein könnten. Aus der darauffolgenden Diskussion hat der BSA Gänserndorf Forderungen an die Sozialdemokratie und ihre Politik festgehalten, die es gilt im Sinne unseres gemeinsamen Wertes „Freiheit“ im 21 Jahrhundert zu verteidigen oder sogar auszubauen.

Bei den weiteren Terminen soll der Forderungskatalog erweitert werden und im Jänner 2018 zusammengefasst als Antrag in die Parteiorganisation eingebracht werden. Die begeisterten Gäste wollen das Projekt engagiert vorantreiben und freuen sich schon auf die nächsten Termine:

Weitere Termine:                                         9. November 1930 - Gerechtigkeit

5. Oktober 1900 - Gleichheit                        7. Dezember 1930 - Solidarität

 

FREIHEIT:

  1. Gedanken-Reise in Freiheit

Stell dir vor, du kommst nach deiner anstrengenden Schicht im Chemiewerk mit der Schnellbahn in deinem Heimatstädtchen an und fährst mit dem Fahrrad zu deiner Familie nach Hause. Weil es so ein schöner spätsommertag ist, beschließt ihr, das Abendessen als Picknick im nahegelegenen Wald abzuhalten. Ihr setzt euch auf eure Fahrräder, sperrt das Häuschen ab und fahrt gemeinsam über die Feldwege entlang des Baches über den kleinen Hügel zum Birkenwäldchen. Dort, wo man so einen schönen Blick über die ganze Landschaft hat und dort, wo Anfang September immer die guten Birkenrotkappen wachsen, aus denen Mama die tolle Schwammerlsauce macht.

Angekommen, stellt ihr fest, dass ihr nicht alleine so eine gute Idee für den Spätsommerabend hattet. Eine tükischstämmige Familie hat sich am Waldesrand schon breit gemacht. Unschuldig fragt dein jüngster: „Dürfen die das denn? Das ist j unser Patz!“ „Na klar“, erwiderst du, „die Natur ist ja für alle da.“ Ihr setzt euch neben die andere Familie. Bald beginnen Gespräche und die Kinder spielen mit einander. Ihr unterhaltet euch über die kommende Nationalratswahl und über Erdogan in der Türkei.

Am nächsten Morgen wacht dein jüngster mit Fieber auf, weil er sich erkältet hat. Du rufst in der Arbeit an und bekommst einen Tag Pflegeurlaub, deine Frau ist ja auch arbeiten und den letzten Pflegeurlaub hat sie genommen. So kannst du mit deinem jüngsten zur Ärztin gehen, wo du am selben Tag einen Termin bekommst. Es kostet nichts, weil es die Krankenversicherung zahlt. Deine ältere ist ja sowieso schon in der ganztägigen integrierten Volksschule. Als sie am Abend nach Hause kommt, erzählt sie ganz aufgeregt, dass heute in der Schule 3 Gäste verschiedene Gesundheitsberufe vorgestellt haben: „Wenn ich einmal groß bin, dann möchte ich Ärztin werden!“. „Fein“ sagst du, „Dann musst du nur mal ordentlich strebern, damit du den MedAT bestehst und dann kannst du gratis studieren!“

 

 

  1. Gedanken-Reise in Unfreiheit

Stell dir vor, du kommst nach deiner anstrengenden Schicht im Chemiewerk mit dem Auto (Öffis gibt es ja kaum) deinem Heimatstädtchen. An eine Fahrradfahrt ist nicht zu denken, bei der Kriminalitätsrate in dem Bezirk! Weil es so ein schöner spätsommertag ist, beschließt ihr, das Abendessen als Picknick im nahegelegenen Wald abzuhalten. Ihr setzt euch auf eure Fahrräder, sperrt das Häuschen ab und fahrt gemeinsam über die Feldwege entlang des Baches über den kleinen Hügel zum Birkenwäldchen. Du musstest eine Waffe einstecken, man weiß ja nie bei dem Gesindel, das da überall herulmungert. Der Bach stinkt schonwieder, was da wohl wieder alles hineingeleitet wird, ohne vorher durch die Kläranlage zu laufen? Dort angekommen, wo man so einen schönen Blick über die ganze Landschaft hat und dort, wo Anfang September früher einmal die guten Birkenrotkappen gewachsen sind, von denen die Oma immer die tolle Schwammerlsauce machte. Du bekommst einen Hustenanfall von den Chemikalien in der Fabrik. Wieder einmal. Leider kümmert sich dort niemand so richtig um die Sicherheit der Arbeiter.

Angekommen, stellt ihr fest, dass ihr nicht alleine so eine gute Idee für den Spätsommerabend hattet. Eine tükischstämmige Familie hat sich am Waldesrand schon breit gemacht (erkennbar am sichtbar zu tragenden roten Halbmond. Unschuldig fragt dein jüngster: „Dürfen die das denn? Das ist j unser Patz!“ „Nein. Schleicht’s euch“, schreist du die Fremden an, „Unsere Natur für unsere Leut‘! So will es das neue Gesetz.“ Du unterhältst dich mit deiner Frau kurz über die kommenden Wahlen weil du sicher bist, dass hier keiner zuhört.

Am nächsten Morgen wacht dein jüngster mit Fieber auf, weil er sich erkältet hat. Du musst aber bald arbeiten gehen, denn Pflegeurlaub gibt es nicht. Außerdem ist deine Frau ja sowieso zuhause, denn es gibt ein Arbeitsverbot für Mütter mit Kindern unter 12 Jahren. Sie kann daher mit deinem jüngsten zur Ärztin gehen, wenn sie einen Termin bekommt und schon wieder müsst ihr für die Untersuchung den Selbstbehalt aufbringen. Er ist zwar nicht so hoch wie für die Ausländer, aber in letzter Zeit waren die Kinder schon viel zu oft krank. Immer wieder Magen-Darm-Grippe. Vielleicht solltet ihr doch auf Trinkwasserflaschen umsteigen, denkst du.

Deine ältere ist vormittags in der Volksschule. Dort hat man kürzlich auch die Leistungsgruppen eingeführt, natürlich um differenziert zu unterrichten, also jeder lernt genau so viel, wie er „leisten kann“ und nicht mehr. Als sie am Abend nach Hause kommt, erzählt sie ganz aufgeregt, dass heute in der Schule 3 Gäste verschiedene Gesundheitsberufe vorgestellt haben: „In meiner Leistungsgruppe war sogar eine Krankenschwester! Das will ich auch einmal werden!“. „Na bumm“ sagst du zu ihr, „Dann muss ich schon mal sparen, denn die höheren Schulen für Mädchen sind nicht ja nicht gratis! Willst nicht doch nicht vielleicht eine brave Hausfrau und Mutter werden, wie deine Mama?“

 

  1. Um FREIHEIT im 21 Jahrhundert zu erhalten, muss folgendes politisch erkämpft werden:
  • Der Wohlfahrtsstaat in Österreich darf nicht eingeschränkt oder beschränkt werden. Er soll für alle Menschen, die hier leben zugänglich sein.
    Laut Friedrich August Hajek und Milton Friedman ist der Wohlfahrtsstaat der größte Feind des freien Wettbewerbs-Kapitalismus und muss beendet werden. Den neoliberalistischen Deregulierungsbestrebungen ist daher unbedingt Einhalt zu gebieten. Im Gegenteil: Die Freiheit der Menschen vergrößert sich durch Verteilungsgerechtigkeit, die letztlich nur durch stärkere Regulierung der Märkte – vor allem der Finanzwirtschaft und durch keine weiteren Privatisierungen zu erreichen sein wird.
  • Freiheit bedeutet angstfreies Leben durch Schutz vor Schaden
    • Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Justiz müssen erhalten bleiben
    • Sicherheit vor Kriminalität muss gewährleistet werden
    • Freie Gesundheitsversorgung für alle muss gesichert werden
    • Für eine gesunde Umwelt muss gesorgt werden
    • Für Gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen muss gesorgt werden
    • Die Menschen sollen ein Recht auf eine gesicherte Daseinsvorsorge haben
  • Freiheit bedeutet angstfreie Selbstentfaltung im eigenen Leben
    • Jeder Mensch muss das Recht auf ein selbstbewusstes Leben haben, in dem er Selbstwert und Selbstachtung entwickeln kann
    • Kein Mensch sollte Existenz-Angst vor dem Jobverlust haben müssen
    • Selbstverwirklichung sollte unabhängig vom Geschlecht für Frauen und Männer möglich sein. Hierbei sollen Frauen die gleichen Freiheiten haben, wie Männer. Etwa, was die Wahl von Schule, Beruf, Hobby etc. angeht.
    • Die Selbstentfaltung muss mit einem adäquaten frei zugänglichen und kostenlosen Bildungsangebot ermöglicht werden. Die Ausbildungspflicht bis 18 muss erhalten bleiben.
    • Die Rede-Presse- und Versammlungsfreiheit muss erhalten bleiben
  • Freiheit bedeutet miteinander leben zu dürfen, ohne Ausgrenzungen
    • Niemand, der legal in Österreich lebt, darf anders behandelt werden, auf Grund seiner ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, auf Grund seiner Staatsbürgerschaft, seiner Hautfarbe, seiner Sprache oder sonst irgend eines vorgeblichen Merkmals
    • Es muss die Freiheit zu lieben, wen man lieben möchte gewährleistet sein